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Elly - Geschichte

Gründung der Elly

Ein Blick zurück

Im Sommer 1945 gab es in Darmstadt kaum noch intakte Schulgebäude. Von ehemals 26 Schulen waren 15 zerstört oder schwer beschädigt, die meisten anderen von Verwaltungsdienststellen belegt. Die Eleonorenschule diente zum Beispiel bis 1958 als Darmstädter Rathaus. Als am 1. Oktober 1945 der Unterricht für die Volksschulen wieder begann, waren die Unterrichtsbedingungen unglaublich primitiv. Viele Schulräume waren nur notdürftig eingerichtet, Decken, Treppen und Fenster provisorisch repariert; bei Regen stand in vielen Schulsälen das Wasser. Im Winter musste der Unterricht wegen mangelnder Heizmöglichkeiten oft ausfallen – „kohlefrei“ nannte man das. Die Schüler wurden in bis zu vier Schichten unterrichtet, vom frühen Morgen bis in den Abend hinein, und das bei Klassenstärken von bis zu 50 Schülern. Schulbücher und Lernmaterial waren knapp. Die schwer beschädigte Mornewegschule stand 1945 als einzige Volksschule für die gesamte Südhälfte Darmstadts von der Heidenreichstraße bis zur Heimstättensiedlung zur Verfügung. Es gab kein richtiges Dach und kaum ausreichende Heizung. Oft war es so dunkel, dass der Unterricht bei Kerzenschein stattfinden musste. Ab 1946 konnte dann die Bessunger Knabenschule teilweise genutzt werden, die Unterrichtsbedingungen besserten sich jedoch nicht wesentlich.

Die Schulsituation entspannte sich erst Anfang der 50er Jahre, als drei neue Volksschulen errichtet wurden, darunter die Elly-Heuss-Knapp-Schule im Osten Darmstadts. Als Bauplatz für die Schule wählte man ein Gelände am Rande des alten Darmstädter Verkehrsflugplatzes auf der Lichtwiese, der zunächst als Übungsflugplatz im Juli 1924 eröffnet wurde. 1926-1934 starteten von hier die Flugzeuge der Deutschen Lufthansa zu Flügen nach ganz Europa. Als die neue Schule 1952 geplant wurde, lag die Fliegerei auf der Lichtwiese bereits fast 20 Jahre zurück. Dennoch nannte man die Elly-Heuss-Knapp-Schule noch bis in die 70er Jahre hinein „Schule am Alten Flugplatz“.

Die Planung für die neue Volksschule ist im Zusammenhang mit dem Bebauungsplan für ein neues Wohngebiet zwischen der Heinrichstraße, dem Alten Friedhof und der Lichtwiese zu sehen. Der erste Entwurf vom Dezember 1950 sah bereits einen Schulbau an der heutigen Stelle vor, jedoch wurde der Bauentwurf in den kommenden zwei Jahren noch mehrmals überarbeitet. Am 8. April 1953 begannen die Bauarbeiten für die neue Schule. Im Herbst des Jahres gab Bundespräsident Theodor Heuss seine Einwilligung, die Schule nach seiner verstorbenen Frau Elly Heuss-Knapp zu benennen. Der erste Bauabschnitt umfasste die Hausmeisterwohnung, ein Gebäude, in dem Schulverwaltung, Lehrerzimmer und ein Kindergarten auf engstem Raum untergebracht waren, sowie einen Klassentrakt mit sechs Klassen und zwei Halbklassen; letztere waren für getrennten Unterricht z.B. in Religion und Handarbeiten vorgesehen.

Die neue Schule entstand auf freiem Gelände zunächst ohne Straßenanbindung. Erst im Juni 1954 wurde die verlängerte Inselstraße, die heutige Theodor-Heuss-Straße fertig gestellt. In dem neu entstehenden Viertel südlich der Heinrichstraße standen damals erst wenige Häuser. Als der Kulturausschuss des Hessischen Landtags im Februar 1954 die im Bau befindliche Schule besichtigte, brauchte er von der Ecke Herdweg/Inselstraße bis zur Schule eine halbe Stunde durch beinahe unwegsames Gelände.

Noch bevor der eigentliche Schulbau eröffnet wurde, weihten die in großer Zahl erschienenen Stadtväter am 13. März 1954 den Schulkindergarten ein, der für die Betreuung von 40 Kindern durch zwei Kindergärtnerinnen vorgesehen war. Die Stadt hatte beschlossen jedem Neubau einer Volksschule einen Schulkindergarten mit eigenem Eingang, Spielplatz und Garten anzugliedern, um die Kleinsten behutsam auf die Schule vorzubereiten. Die Festredner lobten die neuen hellen Räume, deren Wände Märchenbilder des Malers Eric Hajo schmückten, den großen Garten (der heutige Schulgarten) und die Nähe zum Wald.

Am 10. April 1954 wurde die Elly-Heuss-Knapp-Schule mit einer Feierstunde eingeweiht. Die musikalische Untermalung gestaltete der Schulchor der Mornewegschule, von der viele Schüler zur neuen Schule übergingen. Am folgenden Tag begann der Unterricht für ca. 400 Schülerinnen und Schüler, die sich auf 9 Klassen in den Jahrgangsstufen 1 bis 6 verteilten und von Rektor Ernst Schwiethal und sieben weiteren Lehrkräften unterrichtet wurden. Weitere 48 Kinder wurden im Laufe des Jahres 1954 nachträglich eingeschult. 1955 kamen sechs weitere Lehrkräfte hinzu, 1966 bestand das Kollegium schließlich aus 20 Lehrerinnen und Lehrern. Ernst Schwiethal war bereits im Herbst 1953 mit der kommissarischen Leitung der im Bau befindlichen neuen Schule betraut worden. Im August 1955 wurde er zum Rektor ernannt und leitete die Elly-Heuss-Knapp-Schule bis zum Sommer 1973. Ihm zur Seite stand seit Mai 1959 Konrektor Walter Korell. Die Schülerzahlen in den einzelnen Klassen schwankten in den ersten Jahren relativ stark. Laufend wurden Kinder während des Schuljahrs angemeldet. Dies lag vor allem daran, dass im neuen Wohnviertel um die Schule herum zahlreiche neue Häuser gebaut wurden. Auch die Bewohnerzahl der wieder aufgebauten alten Straßen (Soder-, Roßdörfer, Insel-, Heinrichstraße usw.) stieg ständig an.

Bereits am ersten Unterrichtstag war die Schule hoffnungslos überlastet, Schichtunterricht wie in allen anderen Darmstädter Schulen war unausweichlich. Die ersten und zweiten Klassen (jeweils a und b) mussten sich anfangs einen Klassensaal teilen. Die größte Klasse umfasste 50 Kinder. Die Zahl der Anmeldungen von schulpflichtigen Kindern in der Elly-Heuss-Knapp-Schule wächst lawinenhaft an, berichtete das Darmstädter Echo am 20. November 1954. Der Schichtuntericht bewirkte bei den Schülern, die am Nachmittag unterrichtet wurden, einen erheblichen Abfall der schulischen Leistungen. Eine zwischenzeitliche Erleichterung brachte die Eröffnung des zweiten Bauabschnitts, der am 5. März 1955 durch Oberbürgermeister Dr. Ludwig Engel in Anwesenheit von Marianne Lesser-Knapp, der Schwester von Elly Heuss-Knapp, eingeweiht wurde. Der Neubau umfasste den zweiten Klassentrakt mit fünf weiteren Klassenräumen und Werkräumen im Erdgeschoss. Die Schule erhielt jetzt endlich einen großen Saal, in dem die Eröffnungsfeier stattfinden konnte. Auf die eigene Turnhalle musste man hingegen noch sieben Jahre warten. Auch der Schichtunterricht konnte bei mittlerweile 14 Klassen in 11 Schulräumen noch nicht vollständig abgeschafft werden. Die Zahl der Lehrer hielt mit der Entwicklung der Schülerzahlen – 1955 bereits rund 550, 1970 etwa 750 – immer nur notdürftig Schritt, so dass auch in den Folgejahren Klassengrößen von 40 und mehr die Regel waren. Ende 1972 suchte der Elternbeirat der Schule aus Protest sogar per Zeitungsinserat Lehrer, die die fehlenden Stunden übernehmen sollten. Bemerkungen wie Im kommenden Schuljahr müssen voraussichtlich einige Kollegen eine Doppelklassenführung übernehmen, da es an Lehrkräften mangelt, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Konferenzprotokolle der 50er, 60er und 70er Jahre und haben bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.

Zweimal stattete Bundespräsident Theodor Heuss der Schule, die den Namen seiner Frau trug, einen Besuch ab, zuerst am 22. Oktober 1955, dem Tag, an dem ihm die Stadt Darmstadt die Ehrenbürgerwürde verlieh. Schüler und Lehrer hatten den Besuch mehrfach geprobt, wobei der Hausmeister die Rolle des Bundespräsidenten übernahm. Zusammen mit seiner Schwägerin Marianne Lesser-Knapp besichtigte Theodor Heuss die neue Schule und lauschte den von den Kindern vorgetragenen Liedern und Gedichten.

Die Planung und Errichtung der Elly-Heuss-Knapp-Schule erfolgte nach neuen pädagogischen Prinzipien. Eine Synthese von geglückter architektonischer Lösung und Berücksichtigung aller pädagogischen Belange nannte sie Oberbaudirektor Peter Grund. Sie hatte helle und freundliche Klassenräume ohne äußeren Schmuck, die Tische konnten so angeordnet werden, dass die Kinder in kleinen Gruppen saßen. Es gab zwei getrennte Treppenhäuser für je 3 1/2 Klassen, damit in Pausen und bei Unterrichtsende nicht alle Schüler auf ein Treppenhaus zustürmten, dazu mehrere Schulhöfe, viel Freiraum und Grünanlagen. Rektor Schwiethal war neuen pädagogischen Ideen aufgeschlossen. Als erste Schule Darmstadts führte er 1955 Kochunterricht für Jungen ein. 1956, anlässlich des 75. Geburtstags der Namensgeberin, veranstaltete die Schule eine „Leistungsschau“, in der Schüler selbst gefertigte Arbeiten ausstellten. Im September 1971 begann in einer 2. Klasse der Versuch, Eltern in den Unterricht einzubinden, indem sie den Kindern die eigene Berufswelt vorstellten. Seit Anfang der 70er Jahre gab es besondere Kurse für Legastheniker und eine Hausaufgabenbetreuung der Caritas für Kinder ausländischer Mitbürger. Während solche pädagogischen Ideen heute wohl überwiegend positiv aufgenommen würden, beschwerte sich 1956 ausgerechnet der Stadtelternbeirat über die Einrichtung von Schulküchen und Werkräumen, wo doch in anderen Schulen noch Schichtunterricht abgehalten werde. Rektor Schwiethal verteidigte jedoch erfolgreich den hauswirtschaftlichen Unterricht und das Werken als notwendige Ergänzung zur musischen Erziehung. Er und seine Nachfolgerin Helga Hager betonten wiederholt den obersten pädagogischen Grundsatz der Schule: Lernen ohne Angst und ohne Stress.

Durch den schnellen Ausbau des Ostviertels stiegen die Schülerzahlen schneller an, als die Schule sie verkraften konnte. Rektor Schwiethal beschwerte sich mehrfach über die katastrophale Raum- und Personalsituation. Im November 1959 stellte der städtische Schulausschuss fest, dass die Verhältnisse an keiner Volksschule so schlecht seien, wie an der Elly-Heuss-Knapp-Schule. Dennoch dauerte es noch fast drei Jahre, bis der 3. und letzte Bauabschnitt am 18. Oktober 1962 eingeweiht werden konnte. Neben dem dritten Klassentrakt mit sechs weiteren Klassensälen, einem Lehrerzimmer und einem Übungsraum für Chemie und Physik erhielt die Schule endlich auch ihre eigene Turnhalle. Zum zweiten Mal beehrte Alt-Bundespräsident Theodor Heuss die Schule mit seinem Besuch, weil an diesem Tag auch die von der Darmstädter Bildhauerin Ulla Scholl geschaffene Büste von Elly Heuss-Knapp im Vorraum des Verwaltungsbaus enthüllt wurde.

1964 wurde in Hessen das neunte Schuljahr eingeführt und damit die Elly-Heuss-Knapp-Schule von einer Volksschule zu einer Hauptschule. Während die ersten vier Klassen immer voll besetzt und oft vierzügig, einmal sogar fünfzügig geführt werden mussten, waren die weiterführenden Klassen 5 bis 9 eher schwach besetzt. Im Schuljahr 1966/67 umfasste die Elly-Heuss-Knapp-Schule 3 erste, 4 zweite, 4 dritte, 4 vierte und 2 fünfte Klassen, aber nur jeweils eine sechste bis neunte Klasse. Ab 1970 begann die Hauptschule auszusterben, wie Rektor Schwiethal in der Schulchronik vermerkte, als nur noch eine schwach besetzte fünfte Klasse und keine sechste mehr gebildet werden konnten. 1973/74 gab es nur noch eine fünfte und eine neunte Klasse. Dennoch dauerte es noch weitere 10 Jahre, bis im Sommer 1984 die letzten Absolventen mit Hauptschulabschluss die Schule verließen und die Elly-Heuss-Knapp-Schule eine reine Grundschule wurde.

Zum 25-jährigen Schuljubiläum im April 1979 zählte die Elly-Heuss-Knapp-Schule 488 Schülerinnen und Schüler. Schulleiterin war seit Juli 1973 Helga Hager, die die Schule bis 1995 führte.

Gleichzeitig mit dem allmählichen Auslaufen der Hauptschule bemühte sich die Schulleitung um die Genehmigung zur Einrichtung einer Förderstufe, die zum Schuljahr 1981/82 nach zähen Verhandlungen mit den Gremien der Stadt und dem Schulamt auch eingerichtet werden konnte. Die Förderstufe, in der alle Schüler die Möglichkeit hatten, Klasse fünf und sechs an der Grundschule zu verbringen, um sich dann erst für eine weiterführende Schule zu entscheiden, musste jedoch 1996 gegen den Willen der Schulleitung auslaufen. Seit 1989 wurde muttersprachlicher Unterricht in Französisch angeboten. Außerdem gab es eine Arbeitsgemeinschaft Französisch für die dritten Klassen. 1992 kam, ebenfalls ab Klasse 3, Englisch-Unterricht hinzu.

Ständiges Thema der Schulentwicklung in den 80er und 90er Jahren waren die Bemühungen um eine Neugestaltung der Schulhöfe und des Schulgartens. Aber die Neugestaltung des Schulhofes ließ noch lange auf sich warten. Neue Impulse bei diesen Bemühungen setzten die 1993 eingerichtete Schulkonferenz und der 1998 gegründete Förderkreis, dem – mit städtischer Unterstützung – die Neugestaltung des Schulsportplatzes in den Jahren 1999 und 2000 zu verdanken ist. Auch bei der Neugestaltung des ersten Schulhofabschnitts, die jetzt pünktlich zur 50-Jahr Feier abgeschlossen werden konnte, ist der Förderkreis – wiederum unterstützt von der Stadt Darmstadt – federführend beteiligt. Die Elternschaft zeigte immer großes Interesse an den Angelegenheiten der Schule. Elternversammlungen und Elternbeiratssitzungen waren immer gut besucht, vermerkte schon Ernst Schwiethal in einem Rückblick auf seine Amtszeit in der Schulchronik. Eine gute Tradition, die nach wie vor sehr lebendig ist: Die aktive Zusammenarbeit von Eltern, Lehrern und Schule hat sich auch bis heute intensiv fortgesetzt. Sie hat viel Positives zur Entwicklung der Elly-Heuss-Knapp-Schule und damit zur Verbesserung der Lernbedingungen der Schülerinnen und Schüler beigetragen.

Elly - Geschichte

Elly Heuss-Knapp

Am 25. Januar 1881 wurde Elisabeth Eleonore Anna Justine Knapp geboren. Aus der feierlichen Vornamensfolge wird bald kurz und bündig Elli, irgendwann einmal Elly. Sie besucht eine private Mädchenschule und bildet sich selbst weiter. Mit 19 macht sie ihr Lehrerinnenexamen und gründet eine Privatschule, später mit anderen zusammen eine Fortbildungsschule für Mädchen.

1905 studiert sie in Freiburg und Berlin und lernt dort Theodor Heuss kennen. Sie heiraten im April 1908. Im August 1910 kommt ihr gemeinsamer Sohn Ludwig zur Welt. Sie unterrichtet weiter an der Sozialen Frauenschule und beginnt eine rege Vortragstätigkeit. Im Mai 1912 übersiedelt die Familie nach Heilbronn. Im August 1914 gründet Elly Heuss-Knapp die „Arbeitsbeschaffung für Kriegerfrauen“. Im März 1918 zieht die Familie nach Berlin. Elly Heuss-Knapp setzt sich engagiert für das Frauenwahlrecht ein. Im Januar 1923 beginnt sie ihre Arbeit bei Pfarrer Dibelius . Sie erhält 1933 von den Nazis Vortragsverbot. Einen Monat später wird ihr Mann aus seinem Lehramt entlassen und Elly muss den Lebensunterhalt der Familie mit Werbearbeit für Firmen verdienen.

1943 zieht die Familie nach Heidelberg und bleibt dort bis zum Kriegsende. 1945 ist auch für die Familie Heuss die Zeit politischer Neuorientierung. Am 12. September 1949 wird Theodor Heuss Bundespräsident und Elly Heuss-Knapp die erste First Lady. Sie gründet das Müttergenesungswerk und engagiert sich auf diese Weise für die durch Krieg und Nachkriegszeit besonders schwer geprüften Frauen. Im Alter von 71 Jahren stirbt Elly Heuss-Knapp am 19.7.1952.

Elly - Geschichte

Wie war das eigentlich damals?

Als vor 70 Jahren die Elly-Heuss-Knapp-Schule ihre Pforten öffnete, tickten die Uhren in Darmstadts Schulleben noch anders. Der Zweite Weltkrieg war gerade einmal seit neun Jahren vorbei. Raumnot, Schichtunterricht und überfüllte Klassen prägten das Bild in den Grundschulen. Ehemalige Lehrerinnen, Lehrer, Schülerinnen und Schüler erinnern sich an die ersten Jahre in der damals neuen Elly-Heuss-Knapp-Schule.

Wenn Frau Kaselitz an ihre ersten Eindrücke als Lehrerin in der Elly-Heuss-Knapp-Schule zurück denkt, dann steht ihr vor allem das neue Schulgebäude vor Augen: „Vieles war noch kaputt vom Krieg, zu Hause wohnten viele noch in Trümmern. Man freute sich über diese schmucke, kleine Schule, die dort mitten im Ödland stand.“ So empfanden es auch die Schülerinnen und Schüler. Die meisten kamen von der Schillerschule und der Mornewegschule, wo sie ihre allererste Grundschulzeit in überfüllten Klassen und renovierungsbedürftigen Gebäuden verbracht hatten. Josy Teifel, damals in der dritten Klasse kann sich noch gut in ihre Kindheit zurück versetzen: „Das Gebäude kam mir gar nicht vor wie eine richtige Schule, es war nicht so riesig.“ Und ihre damalige Schulfreundin Inge Buchinger ergänzt: „Alles war schön und neu und wir hatten auch nicht mehr den weiten Schulweg. Das war wichtig, denn es gab ja keinen Schulbus und auch niemanden, der uns mit dem Auto zur Schule gefahren hätte.“ Dennoch, der Schulweg blieb für viele Kinder noch länger ein Abenteuer. Er führte vorbei an Trümmergrundstücken und Baustellen, auf denen das Spielen ganz ungeheuer verboten war und die – vielleicht gerade deshalb – immer wieder die Kinder anlockten. Alte Kellergewölbe versprachen Geheimnisse, halboffene Ruinen luden zum Vater-Mutter-Kind-Spiel in den „eigenen vier Wänden“ ein. „Das war manchmal lebensgefährlich“, beurteilt der ehemalige Schüler Edgar Jung die Spiele im Nachhinein, „aber es war eben auch viel freier als heute.“

Nicht freier, sondern – im Gegenteil – sogar viel strenger ging es dafür im Unterreicht zu, so zumindest beurteilen es die ehemaligen Schüler und Lehrer einhellig. In Klassen mit bis zu 48 Schülerinnen und Schülern war das „still Sitzen“ eine Grundvoraussetzung für jeden Unterricht. Die Kinder hatten großen Respekt vor ihren Lehrerinnen und Lehrern. Mit den so genannten Kopfnoten wurden Eigenschaften wie „Betragen, Fleiß, Aufmerksamkeit und Ordnung“ bewertet. „Am Anfang jedes Schultages“, erinnert sich Frau Kaselitz „wurde gesungen oder etwas Gymnastik gemacht“. Wenn der Lehrer oder die Lehrerin den Klassenraum betraten, stand die ganze Schülerschar auf, sagte im Chor „guten Morgen“. Dann setzte man sich geordnet wieder hin. Auch wer sich meldete und „dran kam“ musste aufstehen und setzte sich erst wieder mit Erlaubnis des Lehrers. Übereifriges Fingerschnipsen beim Melden war verboten und auch ein Tadel für schmutzige Fingernägel gehörte durchaus mit ins Erziehungsprogramm. Und für besondere Übeltäter gab’s auch schon mal Arrest: dienstags und freitags am Nachmittag beim Schulrektor höchst persönlich.

Die heutige Wohngegend rund um die Schule war 1954 noch kaum bebaut. Als mit dem Bau des ersten Abschnittes des Schulgebäudes begonnen wurde, gab es weit und breit nur Schrebergärten. Einzig ein Haus im Kohlbergweg und ein Haus in der verlängerten Heidenreichstraße standen schon. Nach und nach wurden die Grundstücke rund um die Schule bebaut. Für die Schule bedeutete fast jedes fertig gestellte Haus auch den Zuzug neuer Kinder. Lehrer Wolfgang Dziuk erinnert sich: „Einmal wurden zwei Häuser auf einmal bezugsfertig. Beide Familien hatten je fünf Kinder. Wir mussten also an einem Tag mitten im Schuljahr zehn neue Schüler aufnehmen.“

Geld und materiellen Wohlstand gab es noch wenig in der Anfangszeit der Elly-Heuss-Knapp-Schule. „Wir waren darauf angewiesen selbst eigene Ideen umzusetzen“, resümiert Edgar Jung die Freizeitgestaltung in seiner Kindheit. Auf dem Schulhof wurde Fußball, Fangen und Verstecken gespielt. Irgendwie schaffte es immer jemand ein Seil zum Hüpfen zu organisieren. Auf der Lichtwiese wurden Höhlen gegraben und es wurde Indianer gespielt. „Wir haben auch schon mal einen Stummel Kreide aus der Klasse stibitzt, um uns Hüpfkästchen aufzumalen“, erzählt Inge Buchinger. „Und die ganz kleinen Kinder spielten Murmeln mit kleinen Lehmkugeln. Glaskugeln gab es nur selten – die waren einfach zu teuer.“

Ein Ereignis, das Lehrern und Schülern bis heute im Gedächtnis haften geblieben ist, war der Besuch des Bundespräsidenten Theodor Heuss zur Einweihung der Schule. Dazu war der Eingangsbereich der Schule geschmückt worden, die letzten Gehwegplatten waren – gerade noch rechtzeitig – am Tag zuvor verlegt worden. Der Chor der Schule begrüßte den hohen Besuch mit Gesang, eine Schülerin trug ein Gedicht vor – die Schule hatte sich für Ihren Gast ins Zeug gelegt. Der Bundespräsident revanchierte sich. „Mit einer durchaus humorvollen Ansprache“, weiß der ehemalige Lehrer Wolfgang Dziuk noch „und mit Schokolade für die Kinder.“ Das haben natürlich auch die ehemaligen Schüler nicht vergessen. „Schokolade war damals für uns etwas ganz Außergewöhnliches, das haben wir nicht oft bekommen, erklärt Josy Teifel das Besondere des Geschenks. „Eine ganze Tafel für jedes Kind, mit Widmung drauf. Das weiß ich noch wie heute.“

Aus der Not eine Tugend gemacht

Eine Turnhalle hatte die EHKS in den ersten Jahren noch nicht. Aber eine Wiese hinter dem Schulgebäude gab es. Dort wurde Sportunterricht gehalten, wann immer es das Wetter hergab. Weil das natürlich unregelmäßig war, führte die Schule regelmäßigen Schwimmunterricht ein. Zu Fuß gingen die Klassen ins „Alte Hallenbad“ am Finanzamt oder sogar auch mal zu sommerlichen Tauchübungen in den Woog. Schwimmen wurde bald zum Markenzeichen der Schule: Bei einem Schwimmvergleich der Schulen im Jahr 1962 belegte die EHKS bezüglich der Anzahl der Kinder mit Freischwimmer von insgesamt 772 beteiligten Schulen den dritten Platz.

Montagsfeiern

Eine Besonderheit an die sich alle gerne zurückerinnern, waren die so genannten Montagsfeiern. Jeden Montag früh versammelte sich -so das Wetter es zuließ – die ganze Schule auf dem Schulhof zu einem gemeinsamen Beginn der Woche. Im Wechsel trugen die Klassen Lieder, Gedichte oder Geschichten vor. Darüber hinaus wurden Schulregeln und Neuigkeiten besprochen oder Besonderheiten im Wochenplan mitgeteilt. Ziel dieser Feiern war es, das Wochenende hinter sich zu lassen und die neue Schulwoche gemeinsam zu beginnen.

Ein Anruf aus Amerika

Dass man in die entferntesten Winkel der Welt problemlos telefonieren kann, ist für uns heute nichts Besonderes mehr. Ganz anders war das noch in den 60er Jahren. Ein Telefonat mit Amerika war ein denkwürdiges Ereignis, wie diese Notiz von Rektor Schwiethal vom 30. November 1965 zeigt: „Die Schülerin Andrea Link (vor einem Jahr aus Amerika gekommen) hat am Telefon des Rektorzimmers mit ihrer Mutter in Los Angeles etwa 5 Minuten gesprochen. Ich selbst konnte Frau Link gut verstehen.“

Elly - Geschichte

Erinnerungen eines ehemaligen aus der Anfangsphase

Die ersten 4 Schuljahre in der Elly - Erinnerungen eines Ehemaligen

                         Klaus Olschewski geboren am 12.04.1949 in Darmstadt.

Wir wohnten zu dieser Zeit in der Erbacher Strasse 15. Heute läuft da die Verbindung von der Pützerstrasse zur Teichhausstrasse. Ich glaube, ich hatte den weitesten Schulweg.

ech oder Glück für mich war, dass ich in die Elly Heuss Knapp Schule kam.
Das waren ca. 1,6 Kilometer, für kurze Beine ein weiter Weg . Die Schillerschule im „Watzeviertel“ war näher, und dahin gingen alle meine Freunde. War ganz schön blöd, aber ich fand schnell Schulfreunde für den Heimweg zu Fuß. Ab dem 2. Schuljahr mit meinem kleinen Fahrrad (Ballonreifen wie ein Tretroller) war das dann weniger schlimm.

Meine Klassenkameraden, an die ich mich ohne Foto noch erinnere:
• Rolfi mein bester Freund ( Beckstrasse 54),
• Hühni (Erbacher Strasse in den 50ern),
• Pfeifer (Inselstraße),
• Wolfgang (aus dem Karree am Ostbahnhof),
• Norbert (hinter der Molkerei),
• Gerhard (Vater war Lehrer),
• Günter (heute Prof. an der Uni Ulm, wohnte in der Nähe des Finanzamtes, sein Vater war – Lokführer?),
• Bernhard (dessen Eltern hatten gegenüber von der Elly an der Friedhofsmauer ein Haus gebaut ),
• Olaf

Mädchen, die mir noch im Gedächtnis sind:
• Marianne (meine heimliche Freundin, wovon sie aber nichts wusste)
• Hildegard (ihr Vater war Arzt)
• Helga

Weitere Erinnerungen:
Wir hatten noch keine Turnhalle, bei schönem Wetter wurde draußen gespielt, gelaufen und gehüpft, bei schlechtem Wetter war dann irgendwas im Klassenraum, der mir riesig vorkam.

Es gab Schulmilch:
Das waren 1/4l Fläschchen mit Alokappe, die in verzinkten Kästen angeliefert und die in einem Wasserbad aufgewärmt wurden. Ich mochte keine warme Milch. Also Kakao – war auch möglich, der war aber auch warm. Endlich hatten der Hausmeister und der Direx kapiert als die Nachfrage im Sommer stark zurückging, dass kalte Milch und besonders Kakao die Renner waren; also wurden wir beim Verkauf der Märkchen gefragt, ob wir warm oder kalt wollten.

Fleißkärtchen:
Wer mehr Päckchen gerechnet , mehr geschrieben hatte oder auch im Heimatkundeheft mehr beschriftet hatte, der bekam ein Fleißkärtchen. Hatte man 10 gesammelt, so gab es dafür ein Bildchen dafür – wir waren damals noch genügsam; die Lehrer machten sich eine Notiz in ihr Notenbuch und das schlug sich dann auch im Führungszeugnis nieder.

Der Untergang der Pamir:
Im August 1957 ging das Segelschiff Pamir unter. In unserer Klasse hingen an der Seitentafel wochenlang alle Berichte über den Untergang und die Rettung von 6 Seekadetten.

Besuch vom Bundespräsidenten:
An den ersten Besuch von Bundespräsident Heuss mit seiner Schwägerin kann ich mich noch erinnern – weder mir noch meinen Eltern war bewusst, dass das nicht seine Frau war.

Meine Lehrerinnen und Lehrer:
Unsere Lehrerin im ersten Schuljahr war Fräulein Koller – sie hat noch in diesem Schuljahr geheiratet, hieß dann Weber- mit diesem Namen war auch das Zeugnis unterschrieben. Ich vermute, sie war aus Bayern (trug häufig ein Dirndl und hatte -glaube ich – auch den passenden Dialekt). Wir fanden sie ganz toll und unheimlich lieb. Es wurde gemunkelt, dass sie wegen ihrer Heirat aufhören musste.

Leider war sie im 2. Schuljahr schon nicht mehr da und wir bekamen als Klassenlehrerin Fräulein Grunewald – mindestens genau so nett und lieb.

Auch sie hat dann geheiratet und wurde zu Beginn des 3. Schuljahres durch Herrn Korell ersetzt – der hatte eine ganz tolle Schrift. (Ich hatte eine „Sauklaue“ Krähenschrift, an der auch ein Pelikan- oder GeHa-Füller nichts ändern konnten).

Die Kuschelzeit war vorbei, was auch gut war, denn Korri hat uns auf das Gymnasium vorbereitet.

Weiterer schulischer Werdegang:
Ich glaube, dass nur wenige aus unserer Klasse den Hauptschulabschluss gemacht haben – damals war das noch wirklich der Einstieg in die klassische Lehre vom Autoschlosser bis zum Zahntechniker.
Der Klassenverband war zerfallen. Fast alle wechselten zur Mittelschule oder ins Gymnasium, so wie ich ins GBS.

Da gab es anfangs noch Schichtunterricht im Justus Liebig Gymnasium, weil die GBS noch nicht fertig war. In der Quinta konnte ich den Neubezug nur noch 3 Monate genießen.

Durch meinen Wegzug nach Köln hatte ich auch den Kontakt zu meinen Klassenkameraden in der GBS verloren.

Wieder Schichtunterricht im Schillergymnasium bis zum Bezug eines eigenen Schulgebäudes in Köln Sülz 1963.

Darmstadt war bis 1965 passé. Als ich zurück kam, gab es für mich nur noch die GBS, obwohl ich von der Heinrich Fuhr Strasse jeden Tag am Elly vorbei musste. Auch meine Klassenkameradin Doris aus der Schwambstrasse hatte mit der Elly nicht mehr sonderlich viel am Hut und wir ließen sie auf unserem Schulweg rechts oder links liegen.

Über die WEB Site habe ich Euch wieder gefunden und denke als Ehemaliger, der seit 1975 nicht mehr in Darmstadt wohnt, an diese damals hochmoderne Schule zurück.

Wie hieß der Lehrer, der als Kriegsversehrter (bein/fuß-amputiert) mit dem Fahrrad in die Schule kam Es war eine lange Feder an der anderen Tretkurbel montiert?

Mit vielen Grüßen
Klaus Olschewski

Elly - Geschichte